„Ich trat näher, hob die Hand an das kühle Glas. Der Mensch darin tat genau das gleiche, doch er schien mir völlig fremd.
Es war nicht so, als hätten wir keine Spiegel in der Kaserne, doch es schien, als machte erst diese gewohnte, noch immer gleiche Umgebung die Veränderungen sichtbar. Diese zwei, drei Zentimeter mehr in Länge und Breite, die Art, wie die Wangenknochen aus dem mageren und sonnenverbrannten Gesicht herausstachen.
Die traurigen Augen.“
In Duamar gibt es keinen Platz für Zweifel. Für Schwäche. Für Selbstbestimmung. Wer hier überleben will, muss sich anpassen. Das hat Arian Raske gelernt – aber zu welchem Preis?
Als er in den Spiegel sieht, erkennt er den Jungen nicht mehr, der er einmal war. Die Akademie hat ihn geformt, hat ihn stärker gemacht – oder vielleicht einfach nur abgehärtet. Sein Körper ist gewachsen, seine Haltung straffer, doch in seinen Augen liegt eine Müdigkeit, die er nicht abschütteln kann. Die Frage ist nicht mehr, ob er den Erwartungen entspricht. Die Frage ist: Gibt es noch etwas von ihm, das nicht vom System geformt wurde?
Die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, während sich das Land auf einen unausweichlichen Konflikt zubewegt. Alte Loyalitäten brechen, neue Allianzen entstehen – doch Vertrauen ist ein Spiel mit hohem Einsatz. Arian muss entscheiden, wer er sein will, bevor andere es für ihn tun.
„Wasserstoff II – Die Gewerkschaft“ erscheint am 1. April
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